Den Deutschen Aktienindex DAX gibt es seit 1988, die Geschichte des Aktienhandels aber reicht bis ins Mittelalter zurück. Zum heutigen „Tag der Aktie“ werfen wir einen Blick zurück.
Die Geburtsstunde der ersten gehandelten Aktie schlug vor mehr als 419 Jahren bei unseren niederländischen Nachbarn. Dort spielte insbesondere die Hauptstadt Amsterdam bei der Entstehung von Wertpapieren eine wichtige Rolle. Die Stadt galt als Zentrum des Handels und der Seefahrt. Die Amsterdamer Kaufleute segelten um die Welt und spannten ein dichtes Handelsnetzwerk. Aber die Schifffahrten, von denen sie Muskat, Nelken, Zimt und vor allem Pfeffer mit nach Hause brachten, waren teuer und riskant. Einzelne Kaufleute konnten das kaum finanzieren.
Insbesondere der Handel mit Gewürzen boomte im 16. Jahrhundert.
Überseehandel: Gewinne und Risiken wurden aufgeteilt
Also gründeten niederländische Gewürzhändler im Jahr 1602 die „Vereenigde Oostindische Compagnie“ (VOC, dt.: Vereinigte Ostindien-Kompanie): Die Kaufleute legten ihr Geld zusammen und rüsteten damit ihre Schiffe aus. Über die Ausgabe von Namenspapieren, deren Besitzer in einem Register geführt wurden, finanzierten sie ihre Schiffsflotte. Sie teilten sich den Gewinn, wenn ein Schiff voll beladen mit wertvollen Kolonialwaren zurückkam – aber auch den Verlust, wenn ein Schiff unterging oder von Piraten gekapert wurde. Wer sich an diesen Geschäften beteiligen wollte, kaufte Anteilsscheine der VOC. Das Neue daran: Diese Anteile waren die ersten, die gekauft und verkauft werden konnten, ohne dass die Gesellschaft Kapital zurückzahlen und wieder aufnehmen musste. Noch heute wird die VOC als Mutter der Aktiengesellschaften moderner Prägung bezeichnet. Die älteste bekannte Originalaktie der VOC aus dem Jahre 1606 hängt heute – versichert mit einer Millionensumme – in der Amsterdamer Börse.
Ein Anteil der holländischen Handelskompanie VOC aus dem Jahr 1906. Quelle: FAZ / Stadtarchiv Amsterdam
Übrigens: Der Begriff Aktie leitet sich vom lateinischen Wort „actio“ ab und bedeutet so viel wie „klagbarer Anspruch“. Auch eine Dividende gab es damals bereits. Sie wurde aber nicht in Form von Geld, sondern in Gewürzen ausgezahlt. 1612 eröffnete in Amsterdam schließlich das erste offizielle Börsengebäude der Welt, in dem Kaufleute Aktien und andere Wertpapiere handeln konnten.
Deutschland: erste Aktiengesellschaft im Jahr 1682
Bis in Deutschland die erste Aktiengesellschaft gegründet wurde, dauerte es noch 70 Jahre: 1682 initiierte Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg die „Handelscompagnie auf denen Küsten von Guinea“. Den großen Durchbruch erlebten Börsen und Aktien aber im 19. Jahrhundert. Es war das Zeitalter der Industrialisierung – und zur Finanzierung von Eisenbahnen und Fabriken wurden große Kapitalsummen benötigt, die sich mithilfe des Aktienhandels einsammeln ließen. Im Jahr 1909 gab es bereits mehr als 5.000 börsennotierte Aktiengesellschaften in Deutschland. Ihr Gesamtgrundkapital: 14,7 Milliarden Mark. Bis 1923 stieg die Zahl auf nie mehr erreichte 16.500 AGs an.
Die zwei Weltkriege brachten eine Zäsur auch für den Aktienhandel. Erst in der Nachkriegszeit gewannen Aktien in Deutschland wieder an Bedeutung: Als Kapitalvermittler spielten sie beim Wiederaufbau des Landes eine bedeutsame Rolle. So gehörten Daimler, BASF oder Bayer zu den Aktiengesellschaften, die das Wirtschaftswunder entscheidend vorantrieben.
1988 ging schließlich der Deutsche Aktienindex, der DAX, an den Start. Er listet die mittlerweile 40 wichtigsten deutschen börsennotierten Unternehmen und ist bis heute der Gradmesser für die Lage am deutschen Aktienmarkt.
Der Wert aller 40 DAX-Unternehmen, die sogenannte Marktkapitalisierung, liegt bei mehr als 1,6 Billionen Euro. Mit 154 Milliarden Euro weist der Softwarehersteller SAP die höchste Marktkapitalisierung aller 40 DAX-Unternehmen auf, gefolgt von Linde mit knapp 140 Milliarden Euro und Siemens mit knapp 119 Milliarden Euro (Stand: 21. Oktober 2021).
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