Waren die Tiny Houses nur ein Zeitgeistphänomen ausgemachter Minimalisten? Oder liegen die Minihäuser weiterhin im Trend? Unser Blogpost gibt Einblicke.
Der Traum vom Eigenheim ist weit verbreitet. Doch vielerorts fehlt es an Bauland, Baustoffe werden knapper und teurer, die Immobilienpreise schießen in die Höhe. Warum also nicht auf wenig Raum viel Wohnkomfort zu moderaten Kosten schaffen? Genau da kommen Tiny Houses ins Spiel – winzige, aber vollwertige Wohnhäuser. Das durchschnittliche Minihaus, das 2019 hierzulande verkauft wurde, war laut Herstellerangaben rund 29 Quadratmeter groß und kostete 67.000 Euro.
Das Interesse hat sich verdoppelt
Könnten Tiny Houses als neue Bewegung auf dem Wohnungsmarkt in den nächsten Jahren nennenswert wachsen? Eine Einschätzung ist schwierig, doch eine Studie von Livee und dem Tiny House Verband sieht das Marktpotenzial bis 2022 bei etwa 3,9 Milliarden Euro. Und eine aktuelle YouGov-Umfrage im Auftrag von Interhyp zeigt, dass sich das Interesse an den Minihäusern in den vergangenen eineinhalb Jahren mehr als verdoppelt hat: 23 Prozent der Deutschen können sich demnach vorstellen, in einem Tiny House zu leben.
Auch in Hannover kann man kompakt wohnen
In Linden-Süd wurde im Sommer eine Tiny-House-Siedlung mit gerade mal vier Wohneinheiten bezogen. So winzig die Häuser und die Siedlung auch sind – das Interesse war riesig: Es hatten sich rund 700 potenzielle Bewohner beworben. Auf 28 Quadratmetern finden nicht nur ein Bett, sondern auch eine Küchenzeile samt Einbaukühlschrank und Geschirrspüler Platz. Passgenaue Einbauschränke schaffen Stauraum, eine großzügige Glasfassade lässt Licht herein und vergrößert optisch. Eine Fußbodenheizung sorgt für wohlige Wärme. Angeboten wurden die Minihäuser für 490 Euro Kaltmiete. Weil die Nachfrage so groß ist, plant der Immobiliendienstleister hanova schon den nächsten Standort.
Für wen ein Tiny House das passende Wohnkonzept ist
Minimalismus ist offenbar ein zentraler Beweggrund für den Kauf eines Tiny Houses. Während es den einen abschreckt, mit wenig zurechtzukommen, empfindet das der andere als befreiend. Nicht umsonst liegt Aussortieren nach der Methode der japanischen Beraterin und Bestsellerautorin Marie Kondo im Trend. Zu den Vorzügen von Tiny Houses zählen zudem geringe Baukosten und sparsames Wohnen. Das geben auch 54 Prozent der Befragten der YouGov-Umfrage als Grund für ihr Interesse an Minihäusern an. Weniger Zeitaufwand fürs Putzen und Aufräumen nennen 41 Prozent, und das nachhaltige Wohnen ist für 31 Prozent ausschlaggebend. Am Ende ist es wohl schlicht eine Typfrage, ob wenig Wohnraum glücklich macht.
Eine neue Form des Wohnens im Alter?
Gute Gründe, sich im Alter räumlich zu verkleinern, gibt es viele: Die Kinder sind aus dem Haus, Instandhaltung und Pflege von Haus und Grundstück fallen zunehmend schwerer und die Kosten sind auch nicht ohne. Sofern es barrierefrei ist, könnte ein Minihaus eine gute Option sein. Bereits jetzt sind mehr als die Hälfte der Kunden älter als 56 Jahre, so die oben genannte Tiny-House-Studie. Einige Projekte zu altersgerechtem Wohnen in Tiny Houses gibt es bereits – zum Beispiel in Steyerberg im Landkreis Nienburg/Weser. Der Ort wurde in den 1980ern als Ökodorf gegründet. Die Bewohner suchen nun nach einer neuen Form des Seniorenheims, in dem jeder eigenständig wohnen, gleichzeitig aber auch gemeinsame Räume und Pflegestrukturen nutzen kann. Modulare Tiny Houses könnten die Lösung sein. Mehr über das Projekt in Steyerberg erfahren Sie hier.