Wussten Sie, dass es in Deutschland mehr als 33.300 Insektenarten gibt? Bei 45 Prozent davon ist der Bestand jedoch rückläufig. Eine fatale Entwicklung. Umso wichtiger ist es, gegenzusteuern. Eine Möglichkeit: insektenfreundliche Balkone gestalten.
Sie krabbeln, flattern, summen, brummen – und vor allem sichern Insekten unsere Ökosysteme und leisten bedeutsame Dienste für uns Menschen. Etwa als Blütenbestäuber. Dazu der NABU auf seiner Website: „Erdbeeren und Kirschen, Raps, Kaffee oder Wassermelonen bringen besonders reiche Erträge, wenn sie von Wildbienen oder anderen Insekten bestäubt werden. Schätzungen zufolge würde ein Totalverlust an Bestäubern dazu führen, dass Ernteeinbrüche um bis zu 90 Prozent zu befürchten wären.“
Warum ist der Insektenbestand rückläufig?
Leider verschwinden immer mehr Insekten von der Bildfläche. Eine Studie aus dem Jahr 2017 kam zu einem erschreckenden Ergebnis: Seit 1989 haben wir allein in Deutschland fast 80 Prozent der Insekten verloren. Besonders betroffen sind etwa Köcherfliegen, Tagfalter, Ameisen, Großschmetterlinge und Wildbienen. Für den Rückgang gibt es viele Gründe – zum Beispiel die industrielle Landwirtschaft, Überdüngung und versiegelte Böden. Details dazu und weitere Gründe für das Insektensterben hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) anschaulich zusammengestellt.
Was können wir dagegen tun?
So weit die Faktenlage. Die gute Nachricht ist aber: Jeder von uns kann etwas gegen das Insektensterben tun. Balkonbesitzer zum Beispiel können ihr „Freiluftzimmer“ insektenfreundlich gestalten. Wir haben sechs Ideen dazu gesammelt:
#1 Pflanzen mit Nektar und Pollen wählen
Für Honigbienen etwa sind Pollen und Nektar eine natürliche Nahrungsgrundlage. Als bienenfreundliche und balkongeeignete Gewächse empfiehlt der NABU unter anderem Goldlack, Kapuzinerkresse, Verbene, Männertreu, Wandelröschen, Löwenmäulchen sowie Küchenkräuter wie Salbei, Rosmarin, Lavendel, Pfefferminze und Thymian. Tipp: Es gibt auch fertiges bienenfreundliches Saatgut in der Tüte. Fragen Sie im Baumarkt oder Gartenfachhandel nach. Und: Achten Sie auf torffreie Erde. Damit tragen Sie zum Moor- und Umweltschutz bei.
#2 Keine Chemie benutzen
Läuse, Mehltau, Thripse: Versuchen Sie, Schädlinge auf natürlichem Wege loszuwerden. Denn Pestizide schaden Insekten und führen sogar zu ihrem Tod. Tipp: Gegen Mehltau zum Beispiel gilt Milch als bewährtes Hausmittel.
#3 Trinkschale aufstellen
Auch Insekten haben Durst. Stellen Sie eine Trinkschale auf. Zwei Dinge sollten Sie dabei beachten: Wechseln Sie täglich das Wasser, um Krankheitserregern vorzubeugen. Und: Befüllen Sie die Schale mit Steinen und eher wenig Wasser. So können die Tiere sicher landen und laufen nicht Gefahr zu ertrinken. Tipp: Wenn Sie ein Planschbecken (z. B. für den Hund oder kleine Kinder) haben, legen Sie etwas ins Wasser, das als kleine „Landebahn“ dient.
#4 Auf die Beleuchtung achten
Rund 70 Prozent der in Deutschland vorkommenden Insekten sind nachtaktiv. Künstliches Licht von Straßenlampen, Autoscheinwerfern oder Leuchtreklamen irritiert sie und bringt ihren Tag-Nacht-Rhythmus aus dem Takt. Schlimmer noch: Viele Insekten umkreisen die Lichtquellen bis zur völligen Erschöpfung oder verletzen sich an den Lampen tödlich. Reduzieren Sie die Lichtmenge von Lampen, Lichterketten und Co auf Ihrem Balkon. Tipp: Vermeiden Sie Blautöne und wählen Sie eher die Farbtemperatur Bernsteinfarben oder Warmweiß.
#5 Bis in den Herbst hinein pflanzen
Gerade Bienen brauchen Nahrungsquellen vor dem Winter. Hier bieten sich beispielsweise Herbst-Anemonen, Astern, Sonnenblumen und Fetthenne an. Tipp: Schneiden Sie Blumen erst im Frühjahr zurück, da Insekten sich auch zwischen den Blumen ein Winterquartier suchen. Schöner Nebeneffekt: Die Vögel freuen sich über die Samen.
#6 Insektenhaus aufstellen
Wenn Sie genug Platz haben, stellen Sie gerne ein Insektenhotel auf. Tipp: Eine Anleitung zum Selbermachen finden Sie hier.
Ein Extratipp zum Schluss
Sie haben keinen Balkon? Auch dann können Sie etwas tun. Etwa mit Spenden. Das geht zum Beispiel bei einem aktuellen Naturschutzprojekt der STIFTUNG Sparda-Bank Hannover.