Immer mehr Produkte in Supermarkt- und Discounterregalen versprechen Tierschutz und Nachhaltigkeit. Bestimmte Kennzeichnungen und Siegel sollen Verbrauchern die Unterschiede bei Fleisch, Eiern und Co vor Augen führen. Wir haben einen kompakten Überblick für Sie.
Eine Frage vorweg: „Angenommen, ein Kilogramm Fleisch aus herkömmlicher Produktion kostet 10 Euro, was wären Sie bereit für ein Kilogramm der gleichen Sorte zu bezahlen, wenn dieses von einem Tier stammt, das besser gehalten wurde, als es das Gesetz vorschreibt?“* Ihre eigene Antwort kennen nur Sie. Die Antworten von 1.000 Deutschen fasst der Ernährungsreport 2022 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zusammen (mit Prozent der Befragten):
- maximal 12 Euro pro Kilo (13 %)
- bis zu 15 Euro pro Kilo (45 %)
- bis zu 20 Euro pro Kilo (24 %)
- mehr als 20 Euro pro Kilo (12 %)
Zur besseren Orientierung
Wer bereit ist, für gewisse Produkte mehr zu bezahlen, möchte erkennen können, welche mehr Tierschutz und Nachhaltigkeit versprechen. Kennzeichnungen und Siegel sollen Verbrauchern die nötige Orientierung geben. Gut zu wissen: Produktunterschiede gibt es etwa bei den Haltungsbedingungen, beim Futter und beim Umgang mit den Tieren während des Transports und der Schlachtung.
Schon gewusst? Supermärkte listen durchschnittlich fast 12.000 Artikel. Discounter führen im Schnitt zwischen 2.000 und 3.500 unterschiedliche Produkte.
#1 Kennzeichnung von Fleischprodukten
Bestimmt ist Ihnen im Supermarkt auf Fleischverpackungen schon das gelbe Siegel mit dem blauen Haken aufgefallen: Es ist das Produktsiegel der Initiative Tierwohl. Sie unterstützt Landwirte finanziell dabei, Maßnahmen umzusetzen, die zur Verbesserung des Tierwohls beitragen. Das Siegel kennzeichnet ausschließlich Produkte, die von Tieren aus teilnehmenden Betrieben stammen. Supermärkte und Discounter in Deutschland wie Aldi (Nord und Süd), Edeka, Netto, Rewe, Penny, Kaufland und Lidl sind Partner der Initiative Tierwohl.
Bei fast allen Händlern zu finden ist außerdem die einheitliche „Haltungsform“-Kennzeichnung. Die Idee dahinter: Beim Griff zum Grillfleisch oder zur Wurstpackung sollen Verbraucher schnell sehen können, unter welchen Bedingungen das Tier gelebt hat. Die Einstufung von 1 bis 4 zeigt den Grad des Tierwohls an:
- Stufe 1: Stallhaltung
- Stufe 2: StallhaltungPlus
- Stufe 3: Außenklima
- Stufe 4: Premium
In Stufe 2 beispielsweise erhalten Tiere mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben. Außerdem bekommen die Tiere Beschäftigungsmaterialien. Gut zu wissen: In diese Stufe fällt auch das Fleisch aus Betrieben der Initiative Tierwohl.
Vertiefende Infos zu den einzelnen Stufen können Sie hier nachlesen. Und wenn Sie noch tiefer einsteigen möchten: Hier finden Sie eine Übersicht über die festgelegten Haltungskriterien und Mindestanforderungen bei Rindern, Schweinen und Co.
#2 Erzeugercode auf Eiern
Bei Eiern aus dem Supermarkt ist Ihnen bestimmt schon mal der „Eierstempel“ aufgefallen. Das ist der Eiercode. Ein Beispiel: 2-DE-02123452. Vor allem die vordere Zahl ist von Bedeutung. 2 steht für Bodenhaltung, 1 für Freilandhaltung und 0 für Biohaltung. Die Buchstaben verraten das Herkunftsland (z. B. DE für Deutschland, NL für Niederlande). Die restlichen Ziffern geben Auskunft über das Bundesland, die Betriebs- und Stallnummer.
#3 Labels für Fisch und Meeresfrüchte
Wer gerne Fisch isst und dies bewusst tun möchte, kann sich beim Kauf am MSC-Label orientieren. Die Abkürzung MSC steht für Marine Stewardship Council. Es gilt weltweit als das strengste Umweltsiegel für Wildfisch. Fischprodukte, die dieses Siegel tragen, kommen aus nachhaltiger, umweltschonender Fischerei. Das ASC-Label (Aquaculture Stewardship Council) zertifiziert Zuchtfisch aus Aquakulturen.
Die Ökologie im Blick
Neben dem Tierwohl legen viele auch Wert auf ökologische Faktoren. Entscheidungshilfe bieten hier das Bio-Siegel und das EU-Bio-Siegel. Deutsche Bioanbauverbände wie Naturland, Bioland und Demeter setzen sich selbst noch höhere Standards als die Vorgaben des EU-Bio-Siegels. Mehr Infos zu diesen und weiteren Siegeln finden Sie bei Greenpeace.
Noch mehr Tipps für einen bewussten Umgang
Kennzeichnungen und Siegel bieten eine gute Grundlage für einen bewussten Einkauf. Was man noch beachten kann, sehen Sie in unserer Grafik.
* Frage zitiert aus dem BMEL-Ernährungsreport 2022.