Mit 3.374 Tonnen besitzt Deutschland den zweitgrößten Goldschatz der Welt. Zuletzt holte die Deutsche Bundesbank in mehreren Schritten Hunderte Tonnen davon aus New York und Paris nach Frankfurt am Main. Mehr als die Hälfte des deutschen Goldes lagert nun in der Mainmetropole. Wie es dazu kam und wo Sie jetzt erstmals eine Auswahl der bemerkenswertesten Goldbarren begutachten können, lesen Sie hier.
Warum lagern deutsche Goldreserven im Ausland?
Der deutsche Goldschatz wurde sukzessiv in den Wirtschaftswunderjahren nach dem Zweiten Weltkrieg ab 1951 aufgebaut. Die exportstarke Bundesrepublik erzielte schon damals große Leistungsbilanzüberschüsse, zum Beispiel gegenüber den USA. Diese Überschüsse wurden im Rahmen internationaler Abkommen durch Gold bzw. Goldforderungen ausgeglichen, die bis 1971 in einem festen Kurs zum Dollar standen. Dafür wurden die Barren in der US-Notenbank Fed einfach in einen von Deutschland gemieteten Tresorbereich umgeschichtet. Das war günstiger und auch sicherer, als das Gold in Zeiten des Kalten Krieges nach Deutschland zu bringen. Das jetzt nach Frankfurt am Main geholte Gold war also vorher nie in Deutschland. Das Gleiche gilt für die Reserven in Paris und London.
Warum wurde jetzt so viel Gold nach Deutschland geholt?
Mit der Verlagerung reagierte die Deutsche Bundesbank vor allem auf Kritik des Bundesrechnungshofs. Der monierte 2012, dass die Deutsche Bundesbank die physischen Goldreserven jenseits der Landesgrenzen bis dato noch nie auf Echtheit und Gewicht geprüft hatte. Der Bundesrechnungshof forderte eine Bestandsaufnahme und mahnte regelmäßige Kontrollen an. Daraufhin beschloss die Deutsche Bundesbank ein neues Lagerkonzept. Demnach sollte bis spätestens Ende 2020 die Hälfte der deutschen Goldreserven in Frankfurt am Main lagern. Die „Mission Goldschatz“ wurde bereits im Sommer 2017 abgeschlossen – drei Jahre früher als geplant.
Wie kam das Gold nach Deutschland?
Das bleibt vor dem Hintergrund möglicher weiterer Transporte streng geheim. Auf jeden Fall habe man im Vorfeld die Wege prüfen, Testläufe machen und Verträge schließen müssen, heißt es von der Deutschen Bundesbank.
Wo lagert das deutsche Gold jetzt?
Aktuell lagert das deutsche Gold nun nur noch an drei Standorten: bei der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main und den beiden Partnernotenbanken Federal Reserve Bank in New York und Bank of England in London (siehe Grafik). Die Goldreserven aus der Banque de France in Paris wurden komplett nach Deutschland verfrachtet. Die deutschen Goldreserven betrugen Ende 2017 insgesamt 3.374 Tonnen, was zu diesem Zeitpunkt ungefähr 270.000 Barren im Wert von rund 117 Milliarden Euro entsprach.
Warum haben Staaten heute noch Goldreserven?
Die Zentralbank lagert auch weiterhin Gold als Währungsreserve, um es zur Finanzierung von Zahlungsungleichgewichten im Außenhandel oder für Interventionen am Devisenmarkt einzusetzen. Laut Deutscher Bundesbank halten viele Zentralbanken einen Bestand an Devisen, weil das Vorhandensein von Reserven das Vertrauen der Marktakteure in die Wertbeständigkeit der heimischen Währung erhöht.
Sollte man sich auch als Privatanleger eine Goldreserve zulegen?
Sie denken über Gold als Anlageform nach? In unserem Beitrag Gold: eine glänzende Anlage? haben wir für Sie zusammengestellt, welche besonderen Eigenschaften Gold als Anlageform hat und worauf man als Anleger achten sollte.
Kann ich den deutschen Goldschatz besichtigen?
Normalerweise nicht. Aber vom 11. April bis zum 30. September 2018 zeigt das Geldmuseum der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main die Sonderausstellung „Gold. Schätze der Bundesbank“. Zu sehen ist unter anderem eine Auswahl der interessantesten Goldbarren und -münzen aus der Sammlung der Notenbank. Und für alle, die es ganz genau wissen wollen, gibt es im Internet eine Barrenliste, die regelmäßig aktualisiert wird.