Ein selbstbestimmtes Leben führen trotz Hilfs- oder Pflegebedarf? Mit digitalen Systemen aus dem Bereich „Ambient Assisted Living“ ist das möglich.

Deutschland wird immer älter: Schon heute ist etwa jeder Fünfte hierzulande über 66 Jahre alt. Mit der zunehmenden Alterung der Gesellschaft wird auch der Anteil von Menschen mit Bewegungseinschränkungen oder Pflegebedarf weiter steigen. Altersgerechte Assistenzsysteme (Ambient Assisted Living, kurz AAL) sollen dabei helfen, trotz Einschränkungen ein möglichst eigenständiges Leben zu führen. Wir beantworten sechs Fragen rund ums Thema.

#1 Was versteht man unter „Ambient Assisted Living“?

„Ambient Assisted Living“ (englisch für „umgebungsunterstütztes Leben“) bezeichnet technische Hilfsmittel, die Menschen mit Hilfs- oder Pflegebedarf dabei unterstützen, den Alltag in ihrer eigenen Wohnumgebung möglichst selbstständig zu bewältigen. Diese Hilfsmittel werden hauptsächlich in den Bereichen Gesundheit und Pflege, Haushalt, Kommunikation und Teilhabe sowie Sicherheit und Mobilität eingesetzt.

#2 Was sind konkrete Beispiele für AAL-Systeme?

Bekannte Beispiele sind Sturzmelder und andere intelligente Notrufsysteme, die automatisch eine Notsituation im Haushalt erkennen und selbstständig Hilfe anfordern können. Auch Einrichtungen wie eine zentrale Herdüberwachung zur Verhütung von Herdbränden oder smarte Türklingeln und Schließanlagen gehören dazu.

Mit fortschreitender technischer Entwicklung kommen auch die ersten vielseitig einsetzbaren Assistenzroboter zum Einsatz. Sie bieten etwa Funktionen zur Sprach- und Videokommunikation. In naher Zukunft sollen mit ihrer Hilfe auch einfache telemedizinische Anwendungen möglich sein.

#3 Ist „Ambient Assisted Living“ dasselbe wie Smart Home?

AAL-Systeme sind im Allgemeinen Teil einer vernetzten Infrastruktur im häuslichen Umfeld, gehören also in den Bereich Smart Home. Weitere Beispiele für Smart-Home-Anwendungen sind Beleuchtungssysteme mit App-Steuerung, vernetzte Heizungsthermostate oder Staubsaugerroboter.

#4 Gibt es auch Bedenken hinsichtlich AAL?

Bei der Nutzung von AAL-Technologien sind zum Beispiel Datenschutzaspekte zu beachten. Kritiker bemängeln insbesondere die umfangreiche Sammlung, Übertragung und Speicherung von sensiblen Daten aus dem privaten Lebensbereich. Eine Prüfung der entsprechenden Herstellerangaben kann hier einen ersten Anhaltspunkt liefern: Werden die Daten ausschließlich innerhalb der EU verarbeitet, gelten unter anderem die strengen Regelungen der Datenschutzgrundverordnung.

Auch medizinisch-ethische Bedenken werden geäußert: Wenn das Assistenzsystem dem Nutzenden zu viele Aufgaben abnimmt, besteht die Gefahr eines unbeabsichtigten Verlusts von Selbstständigkeit. AAL-Systeme sollten daher immer nur als Ergänzung zu vorhandenen therapeutischen und pflegerischen Angeboten genutzt werden.

Auf technischer Ebene wiederum besteht die Gefahr, dass nicht alle eingesetzten AAL-Komponenten reibungslos miteinander funktionieren – vor allem, wenn sie von verschiedenen Herstellern stammen. An allgemeinen Standards fehlt es noch. Die Beratung durch einen spezialisierten Fachbetrieb ist daher unbedingt empfehlenswert.

#5 Was kosten AAL-Systeme?

Die Kosten für die Installation und den Betrieb von AAL-Systemen variieren je nach Anwendungsfall und Wohnsituation. Auch der Funktionsumfang angebotener Geräte und Systeme ist unterschiedlich.

Einfache Sturzmelder mit Notruffunktion beispielsweise sind bereits ab etwa 200 Euro erhältlich. Werden zusätzliche Funktionen gewünscht, etwa die Erkennung weiterer potenzieller Notfälle wie das Nichtverlassen des Badezimmers, liegen die Kosten eher im Bereich von 400 bis 600 Euro. Die Kosten für einen sogenannten Herdwächter wiederum bewegen sich je nach Fabrikat und Funktionsumfang zwischen 200 und 400 Euro.

Bereits vorhandene Installationen können häufig unkompliziert nachgerüstet werden; es empfiehlt sich jedoch, die Kompatibilität aller Geräte vor einer Anschaffung sicherzustellen. Auch vor diesem Hintergrund ist es ratsam, den Einbau durch Fachpersonal vornehmen zu lassen – was allerdings zusätzliche Kosten verursachen kann.

#6 Werden AAL-Systeme staatlich gefördert?

Die KfW bietet in ihrem Förderprogramm „Altersgerecht umbauen“ (Programm 159) günstige Kredite für die Installation von AAL-Systemen an. Es empfiehlt sich, den Kredit frühzeitig im Kalenderjahr zu beantragen, da sich die Fördertöpfe im weiteren Jahresverlauf schnell leeren können. Darüber hinaus ist auch eine finanzielle Unterstützung durch die Bundesländer im Rahmen der Wohnraumförderung über die jeweiligen Investitionsbanken möglich. Kranken- und Pflegekassen übernehmen unter Umständen ebenfalls Kosten für Hilfsmittel und Assistenzsysteme. Nachfragen lohnt sich also!

Tipp: barrierefrei umbauen

Um möglichst lange und selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden zu leben, sind oftmals auch barrierefreie Umbauten nötig. Etwa ein Treppenlift oder ein schwellenloses Badezimmer. Die Sparda-Bank Hannover unterstützt Sie bei der finanziellen Umsetzung solcher Vorhaben mit dem Kreditangebot SpardaModernisieren nachhaltig. Das klingt gut? Dann lassen Sie uns miteinander sprechen. Einen Beratungstermin können Sie ganz einfach online auswählen.

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