Sie haben sich fürs neue Jahr fest vorgenommen, mehr Sport zu treiben. Und sind auch gleich ins Fitnessstudio gegangen – allerdings nur einmal, zum Probetraining. Vielleicht sind Muckibude oder Bauch-Beine-Po-Programm im Grunde gar nicht das, was Sie suchen. Versuchen Sie doch mal, Ihr Glück ganz woanders zu finden …

Für Glücksforscher wie Prof. Karlheinz Ruckriegel ist klar: Wichtig ist, dass man engagiert durchs Leben geht und etwas tut, das einen erfüllt und Sinn stiftet. Wer persönliches Wachstum, zwischenmenschliche Beziehungen und Beiträge zur Gesellschaft wichtiger findet als Geld, Schönheit und Popularität, ist deutlich zufriedener.

Dafür spricht auch: Rund 30 Millionen Menschen engagieren sich hierzulande in den verschiedensten Feldern für das Gemeinwohl – in Sport und Kultur, im Natur- und Umweltschutz, in Kirche, Politik und Justiz, in Kindergärten und Bildungseinrichtungen, im sozialen Bereich und im Gesundheitswesen, im Unfall- und Rettungsdienst und vielem mehr.

Was genau ist ein Ehrenamt?

Ehrenamtliches Engagement bedeutet: Sie arbeiten freiwillig und prinzipiell unentgeltlich. Allerdings gewährt das Finanzamt bestimmte Freibeträge als Aufwandsentschädigung: Bei der sogenannten Übungsleiterpauschale bleiben bis zu 3.000 Euro im Jahr steuer- und sozialabgabenfrei. Sie gilt nicht nur für Trainer in Vereinen, sondern zum Beispiel auch im Umwelt- und Katastrophenschutz, für Dozenten an Volkshochschulen, für Pfleger und Betreuer, für Chorleiter und Dirigenten und viele mehr. Über die sogenannte Ehrenamtspauschale bleiben Aufwände von bis zu 840 Euro im Jahr steuerfrei. Sie gilt zum Beispiel für Platzwarte und Schiedsrichter, Seelsorger in Kirchen oder Helfer in Wohlfahrtsorganisationen.

Wie viel Zeit muss ich mitbringen?

Wie viel Zeit Sie in Ihr Ehrenamt investieren, liegt ganz bei Ihnen. Das kann ganz regelmäßig sein wie bei der Essensausgabe bei der Tafel oder nur sehr punktuell wie beim Katastrophenschutz. Wenn Sie Ihr Ehrenamt neben dem Beruf ausüben, sind Sie möglicherweise aufgrund Ihres Arbeitsvertrages dazu verpflichtet, eine Nebentätigkeit anzuzeigen. Ihr Arbeitgeber kann Ihnen Ihr Engagement allerdings nur untersagen, wenn etwa durch den Zeitaufwand Ihre Arbeitsleistung darunter leiden kann oder der Ruf des Betriebes geschädigt wird. Mehr zu diesem Thema lesen Sie in unserem Blog-Beitrag „Ehrenamt: Wie muss der Chef seine Mitarbeiter unterstützen?“.

Wo finde ich ein zu mir passendes Ehrenamt?

Vor der Suche sollten Sie für sich klären: Was erwarten Sie von Ihrem Engagement? Soll das Ehrenamt ein Ausgleich zum Job sein, eine Abwechslung im Ruhestand, eine Möglichkeit, sich persönlich weiterzuentwickeln? Möchten Sie neue Freundschaften knüpfen oder anderen für selbst erfahrene Hilfe danken? Welche Bereiche interessieren Sie? Wollen Sie auch körperlich „mit anpacken“ oder liegen Ihre Stärken eher in Büroaufgaben? Und fragen Sie sich auch ganz ehrlich: Wo liegen Ihre Grenzen? Trauen Sie sich ein Ehrenamt bei der Telefonseelsorge oder im Hospiz zu? Haben Sie gern Kontakt mit fremden Menschen wie in der Flüchtlingshilfe oder eher Berührungsängste und arbeiten lieber für sich wie als Schatzmeister im Verein? Behalten Sie auch in stressigen Situationen wie im Rettungsdienst einen kühlen Kopf?

Zur konkreten Suche bietet nicht zuletzt das Internet perfekte Plattformen. Hier ein paar Beispiele:

  • Das Bundesinnenministerium hat auf seiner Webseite zahlreiche Hinweise und Links zusammengestellt – auch für Ihr Bundesland und sogar fürs Ausland. Das Motto: „Der einfachste Weg ins Ehrenamt“.
  • Auch große Organisationen wie die Aktion Mensch sind gute Anlaufstellen: Deren Engagement-Plattform ermöglicht die Suche sowohl nach Ort als auch nach Betätigungsfeld.
  • Weitere wertvolle Informationen bieten Online-Angebote auf regionaler bzw. kommunaler Ebene wie in Hannover, Bremen oder Bielefeld.

Wie bewerbe ich mich um mein Wunsch-Ehrenamt?

Sie haben sich für ein Ehrenamt entschlossen und fragen sich jetzt, ob Sie die notwendigen Voraussetzungen erfüllen? Die gute Nachricht: Sofern Sie nicht ohnehin schon alles mitbringen, können Sie sich die erforderlichen Fachkenntnisse in aller Regel über Fortbildungen bei den entsprechenden Einrichtungen aneignen. Wie genau die aussehen, könnte ein Thema bei der ersten Kontaktaufnahme per Anruf oder E-Mail sein. Machen Sie dabei Ihre Motivation deutlich, genau dieses Ehrenamt übernehmen zu wollen. Stellen Sie Ihre Erfahrungen und Ziele kurz und knapp vor – nicht, um mit Referenzen zu glänzen, sondern um zu zeigen, dass Sie sich selbst einschätzen und reflektieren können. Und fragen Sie gleich nach, ob Sie spezielle Unterlagen wie ein erweitertes Führungszeugnis für die Kinder- und Jugendarbeit oder ein Gesundheitszeugnis etwa für die Arbeit in einer Suppenküche brauchen.

Im zweiten Schritt sollten Sie einen Termin für ein persönliches Gespräch vereinbaren. So können Sie die Einrichtung Ihrer Wahl besser kennenlernen und offene Fragen direkt klären. Denn das persönliche Kennenlernen dient natürlich auch der anderen Seite dazu, zu schauen, ob’s passt.

Und was wird aus dem Fitness-Vorsatz? Verschiedene Studien zeigen, dass wir mit sozialem Engagement auch etwas für unsere Gesundheit tun. So kam eine Untersuchung in Kanada zu dem Ergebnis: Der Body-Mass-Index verbessert sich, der Cholesterinspiegel sinkt, das Herz-Kreislauf-System wird gestärkt. Also: Machen Sie 2023 zu Ihrem ganz persönlichen Jahr des Ehrenamts und entwickeln Sie dabei ganz neue Fähigkeiten und Stärken!

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